Viele Immobilieneigentümer hegen große Bedenken gegen Mieter, die auf Sozialleistungen angewiesen sind. Diese Vorbehalte bestehen mit Sicherheit auch teilweise zu Recht. Allerdings können solche Mieter Ihnen als Vermieter große Vorteile bringen. Im folgenden Artikel möchte ich Ihnen die Chancen, die mit einer Vermietung an Sozialmieter entstehen, genauer erläutern. Im Laufe der Jahre habe ich mich als Eigentümer auf die Vermietung von Sozialwohnungen spezialisiert und möchte dieses Wissen nun mit Ihnen teilen.
Wer ist ein Sozialmieter?
Es herrschen viele Vorbehalte gegen die Bezieher von Sozialleistungen als Mieter. Jedoch sind nicht alle Hartz-IV-Empfänger gleichzeitig auch Mietnomaden. Viele Menschen werden arbeitslos, erhalten nur eine kleine Rente oder geraten ahnungslos in eine Notsituation. Wenn sich beispielsweise ein Ehepaar aus der Babyboom Generation trennt (der Mann war arbeiten und die Frau hat die Kinder großgezogen), geht die Frau zu demselben Sachbearbeiter, wie der Messi oder der Obdachlose. Die Liste derjenigen Menschen, die Zugang zu Sozialwohnungen haben, beinhalten verschiedene Personen aus ganz unterschiedlichen Lebenssituationen.
- Arbeitslose
- Rentner, mit kleiner Rente
- Obdachlose
- Flüchtlinge
- Person nach der Scheidung
- Kein Einkommen oder zu wenig Rente
- Personen in Privatinsolvenz
- Geringverdiener
- Alle Menschen, die Leistungen vom Jobcenter und Sozialamt erhalten.
Integration zurück ins Leben
Im Jahr 2014 traf ich in Mainz einen Obdachlosen. Er heißt Alfred, ist 62 Jahre alt und seit 5 Jahren auf der Straße. Sein Schweizer Dialekt macht mich neugierig und so unterhalte ich mich mit ihm. Er hat durch den Konkurs seines Arbeitgebers und dem Tod der Lebensgefährtin alles verloren.
Zu diesem Zeitpunkt war im Umland eine Wohnung frei, in der er seit 2 Jahren lebt. Er hatte nur einen Rucksack und seinen Hund, den er mit in die neue Wohnung und seinen Neustart genommen hat. Heute ist er in der kleinen Weinbaugemeinde als einziger Schweizer bestens integriert und hat durch kleine Hausmeistertätigkeiten den Respekt und die Anerkennung der Gesellschaft wiedergefunden. Ein Arzt aus Mainz und seine Helfer habe hier alles mit dem Jobcenter möglich gemacht.
Die Vor- und Nachteile einer Vermietung an soziale Mieter
Die Vermietung an Sozialmieter bringt sowohl Chancen und Vorteile mit sich, als auch ein paar Nachteile. Ein Vermieter von Sozialwohnungen zu sein eignet sich nicht für jeden Immobilieneigentümer.
Vorteile
- Im Schadensfall gibt es weniger Beschwerden
- Hohe Akzeptanz von nicht zeitgemäßer Ausstattung
- Mietkürzungen der Mieterseite sind nicht erforderlich
- Mieter sind immer vor Ort (Handwerker können kurzfristig zugesagt werden)
- Mieter helfen durch Vertrauen bei anderen Problemen wie Hausmeisterservice
- Neuvermietung, meist flexibler Beginn möglich
- Hohe Nachfrage nach Wohnungen
- Vorgesetzte von Organisationen unterstützen die Mieter
Nachteile
- Intensivere Betreuung notwendig
- Erste Miete der Behörde dauert oft Wochen, dann läuft es problemlos weiter
- Mietankünfte sind verspätet und unregelmäßig (Eigenanteil z.B. für Strom)
- Trägheit der Bewohner verursacht Probleme (Stromvertrag nicht angemeldet, Post nicht geöffnet, Schäden nicht gemeldet, Zwangsräumung, Gefahr dass Mieter sich selbst aufgibt)
- Aufgaben und Themen von Mietern werden von der Verwaltung erledigt (z.B. Anmeldung vom Strom, kleinere Reparaturen)
- Persönlicher und intensiver Kontakt ist unumgänglich (Verwaltung aus Büro nicht möglich, Personal für Pflege notwendig, Sozialarbeit nötig
- Eine Verwaltung aus dem Büro ist nicht möglich, persönlicher Kontakt ist den Mietern unumgänglich
- Bei Mietausfall ist es aus Sicht der Jobcenter und Sozialämter eine privatrechtliche Angelegenheit
- Datenschutz ggü. Vermieter von Behörden bei Nachfragen zu Mietzahlungen
- Kaum Akzeptanz in einer Eigentümergemeinschaft, das eigene Mehrfamilienhaus ist die bessere Wahl
Hilfe bei Betreuung
Als Eigentümer und Immobilienverwalter kann ich Sie bei den vielen Aufgaben unterstützen. Mein Geschäftsmodell hat 2 Bereiche. Meine Hauptverantwortung ist es die Wohnung oder das Eigentum zu erwerben, zu verwalten und zu pflegen. Das zweite Geschäftsfeld beinhaltet die Betreuung der Bewohner. Dies ist in jedem Fall individuell vom der Art, Umfang und den Menschen, die dies tun. Das kann der Ehrenamtler aus dem Ort sein, die Flüchtlingshilfe, ein Arzt, der sich um Obdachlose kümmert, ein Mitarbeiter der Firma, der Eigentümer oder Menschen, die helfen möchten und sich dem Mieter verbunden fühlen. Es ist ähnlich wie bei einer bekannten Hamburgerkette, die Grundstücke kauft, unterhält und ein Partner das laufende Geschäft übernimmt.
Persönliche Empfehlung
Ihre Immobilie an Sozialmieter zu vermieten ist nicht immer einfach. Mit ein paar wichtigen Tipps und Hinweisen können Sie Ihr Leben aber vereinfachen und die Vorteile daraus nutzen:
Respekt und Toleranz
Haben Sie Respekt vor den Menschen und tolerieren Sie ihren Lebensgeschichten und ihr Verhalten. Sie sollen nicht die Augen vor allem verschließen, sondern einfach nur etwas mehr Nachsicht haben. Wenn jemand die ganze Hausgemeinschaft als Tyrann in Schieflage bringt, dann wird auch ihm gekündigt. Wenn jemand aber die Fenster im Winter gekippt hat und länger duscht als notwendig, dann muss man da auch darüber hinwegsehen können.
Kommunizieren Sie auf Augenhöhe
Passen Sie Ihr Erscheinungsbild an und treten Sie eher im Freizeitoutfit als im Anzug auf.
Verstehen Sie die Lebensgeschichte
Versuchen Sie die Lage der Menschen und wie sie dorthin gekommen sind zu verstehen. Es gibt viele Schicksale. Machen Sie sich ihr eigenes Bild von den Menschen und bauen sie zusätzlich Kontakt zu den Sozialämtern und Jobcentern auf. Dort ist man froh, wenn der Vermieter bei der Arbeit mit den Mietern hilft und unterstützt. Ein freundlicher Sachbearbeiter kann auch mal ein Problem für einen lösen. Hier ist das persönliche Gespräch oder das Telefonat besser als der Brief.
Unterstützung bei Besichtigungen
Nehmen Sie Menschen mit Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen mit zu Besichtigungen. Man selber möchte helfen und den Menschen eine Wohnung geben. Oft spielen die eigenen Emotionen einen Streich. Daher ist es gut, wenn jemand dabei ist, der gar nicht mit der Immobilie verbunden ist.
Organisation als Partner
Vermietung mit einer Organisation als Partner bringt gute Mieter. Der Sozialarbeiter trifft schon eine Vorauswahl und stellt oft immer nur den besten Kandidaten vor. Der größte Trumpf des Vermieters ist, dass der Betreuer bei Problemen Angst hat künftig als Partner für Wohnungen rauszufallen. Diese Gefahr will er immer verhindern.
Haustiere
Bei alleinstehenden Menschen sind Haustiere wichtig. Auch bei geringem Einkommen hilft dies, dass die Personen nicht in ein Loch fallen (Einsamkeit).
Nutzen Sie Notsituationen der Menschen nicht aus
Wenn jemand auf der Straße lebt, oder in einer Notsituation ist, wird er jeden Vertrag unterschreiben. Überlegen Sie sich daher, ob sie diesen Vertrag auch unterschreiben würden.
Schlüssel zum Erfolg
Suchen Sie den Kontakt zu Mietern, reden Sie mit Ihnen und werden Sie sich im Klaren darüber ob Sie die Schwierigkeiten dieser Art von Vermietung auch wirklich möchten.
Quelle:
Autor
Eric Eisenhardt
Oppenheim/Rheinhessen
Kontakt: [email protected]
[thrive_leads id=’143′]